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Sony FX30 Test

Kameratechnik,  Videoequipment

Sony bringt die FX30 auf den Markt. Sie sieht genau gleich aus wie die FX3, doch sie unterscheiden sich markant. Ich nahm die FX30 auf eine Bergtour und zum Fallschirmspringen mit. Anschliessend testete ich sie im Labor. Hier findest du meinen Testbericht.

Inhalt Kameratest Sony FX30

Testfilm

Body

Das Gehäuse der Sony FX30 ist identisch mit jener der FX3. Alle Buttons sind am gleichen Ort. Ihre Anordnung ist logisch und benutzerfreundlich – die wichtigsten Funktionen (Peaking, Zebra, White-Balance, ISO, Blende, Verschlusszeit und Fokusvergrösserung) sind direkt vom Gehäuse zugänglich. 1 – 2 zusätzliche Custom-Knöpfe wären allerdings hilfreich, um oft verwendete Funktionen schnell umzustellen, ohne ins Menü eintauchen zu müssen.

Body FX30

Schade ist, dass der Mic-Eingang und der Kopfhörer-Ausgang das Drehen des Monitors erschweren, wenn dieser ausgeschwenkt ist. Dies ist ein Problem, das bereits bei der FX3 vorhanden ist. Obwohl sich viele User über dieses Problem äusserten, hat Sony keine Anpassung vorgenommen.

FX 3 Problem beim Schwenken des Monitors

Vermutlich wurde der Body exakt so belassen wie bei der FX3, um Entwicklungskosten zu sparen. Das Gute daran: Der Kunde profitiert von einem signifikanten Preisvorteil gegenüber der FX3. Doch dazu später.

Der Body der Sony FX30 ist und bleibt aber im Vergleich zur Konkurrenz sehr kompakt und leicht. Das macht sie perfekt für die unterschiedlichsten Drehsituationen, unter anderem natürlich auch für Arbeiten mit dem Gimbal. Auf diesem Stabilisationsgerät zählt jedes Gramm, damit dir die Arme nicht abfallen!

Auf dem Body sind 5 1/4-Zoll Gewinde verbaut – verteilt auf 3 Seiten. Damit kannst du die Stativplatte auch an der Seite montieren, um im Hochformat zu drehen. Schade, dass am Boden kein zweites Gewinde verbaut wurde. Dieses würde verhindern, dass sich die Stativplatte bewegen kann.

Gewinde an der FX30

Sensor

Sony verbaut in die FX30 einen Super 35mm Sensor. Dieser ist im Vergleich zu einer 35mm Fullframe-Kamera um den Faktor 1.6 kleiner. 

Sony FX30: Sensor

Konsequenz Nummer 1

Das Sichtfeld ist um den Faktor 1.6 enger als bei einer Fullframe-Kamera. Falls die FX30 als zweite Kamera neben einer Fullframe-Kamera verwendet wird, muss die Brennweite der Objektive immer umgerechnet werden, und zwar um genau diesen Faktor 1.6.

Beispiel
Ein 50mm Objektiv auf einer FX30 hat entsprechend ein Sichtfeld, das einem 85mm auf einer FX3 entspricht. 

Cropfaktor FX30
Links: FX3, Brennweite 50mm | Rechts: FX30, Brennweite 50mm

Insbesondere solltest du dir den Kauf einer Weitwinkel-Linse in Betracht ziehen.

Konsequenz Nummer 2

Ein kleinerer Sensor führt dazu, dass bei gleichem Sichtfeld und bei gleicher Blende weniger Unschärfen entstehen. Wenn du ein Fan von Unschärfen bist, solltest du das in Betracht ziehen.

Konsequenz Nummer 3

Im Vergleich zu einer 35 mm Fullframe-Kamera können kompaktere Objektive verwendet werden. Als ich Ramon Zenhäusern mit der FX30 auf einen 4000er begleiten durfte, war ich um jedes Gramm dankbar, das ich nicht mitschleppen musste. 🥵

Einsatz der FX30 im Gebirge
Die wohl erste Sony FX30 auf einem 4000er

Auflösung

Mit 26 Megapixel erhält der Sensor mehr als doppelt so viele Pixel wie die FX3 oder eine A7S3. Dies, obwohl der Sensor kleiner ist. 

Das freut den Fotografen, für den 12 Megapixel nicht gereicht haben. Solange genug Licht vorhanden ist, ist der Schärfeunterschied wirklich sichtbar.

Schärfevergleich FX3 und FX30
Die Fotos der FX30 (links, Zoomfaktor 200%) sind durch die höhere Auflösung sichtlich schärfer gegenüber der FX3 (rechts, Zoomfaktor 433%).

Die FX30 als Fotokamera zu taxieren wäre trotzdem falsch. Ihr fehlt einerseits ein mechanischer Verschluss, der für weniger Rolling Shutter und bei Verwendung eines Blitzes für kürzere Verschlusszeiten sorgen würde (hier findest du einen ausführlichen Bericht zum Thema elektronischer vs.mechanischer Verschluss). Andererseits sind keine Serienaufnahmen möglich.

Low-Light-Fähigkeiten

Es ist bekannt, dass die FX3 und die A7S3 die rauscharmsten Sensoren auf dem Markt verbaut haben. Sie sind echte Low-Light-Monster, die man genauso als Restlichtverstärker einsetzen kann.

Die FX30 hat mit den 26 MP und einem kleineren Super35mm Sensor einen signifikanten Nachteil. Denn: Die Pixel sind entsprechend kleiner und können weniger Licht aufnehmen. 

Zudem kommt, dass die höhere ISO-Base der FX30 bei 2’500 liegt. Extrem hohe ISO-Werte taxiert sie entsprechend mit mehr Rauschen. Ich war aber positiv überrasch und hätte mehr Rauschen erwartet.

Dynamikumfang

Den Dynamikumfang habe ich nicht wissenschaftlich gemessen – ich habe die Geräte dazu gar nicht. Aber ich schätze, dass die Kamera wie die FX3 realistisch knapp 14 Blenden abdecken kann. 

Rolling Shutter

Den Rolling Shutter kontrolliert Sony in der FX30 gut! Die sehr kurzen Auslesezeiten vom Sensor von 8 – 9 ms minimieren den Effekt, dass sich bewegende Objekte im Bild störend stark verbiegen.

Vergleich technische Daten Sony FX30 vs. Sony FX3

FX30FX3
Body Grösse129,7 mm x 77,8 mm x 84,5 mm129,7 mm x 77,8 mm x 84,5 mm
Body Gewicht600 g640 g
SensorgrösseSuper 35mm (Cropfaktor 1.6)35mm Full Frame
Auflösung26 MP12 MP
Max. Videoauflösung und Framerate4K (3840*2160), 120p
Full HD, 240 fps
4K (3840*2160), 120p
Full HD, 240 fps
Sensor-StabilisierungJaJa
Dual-Base-ISOJa, 800 / 2500 ISOJa, 800 / 12800 ISO
AutofokusHybrid-Autofokus
Kein Tracking in 4K 100/120fps
Hybrid-Autofokus
Interne Aufnahme10-bit 4:2:2 All-Intra bis 4K 50/60 mit max. 600 Mbits
10-bit 4:2:2 H.265 bis 4K 100/120 mit 280 Mbits 
10-bit 4:2:2 All-Intra bis 4K 50/60 mit max. 600 Mbits
10-bit 4:2:2 H.265 bis 4K 100/120 mit 280 Mbits 
Proxy-AufnahmenJaJa
S&Q (Slowmotion und Zeitraffer)Ja, bis zu 240fps in HD und 120 fps in 4K
Crop bei 4K 100/120 fps um Faktor 1.5
Ja, bis zu 240fps in HD und 120 fps in 4K
Kein Crop
Log-AufnahmenJa, S-Log 3Ja, S-Log 3
Raw OutputJa, Auflösung und Bittiefe ist mir nicht bekanntVia HDMI: 4264 x 2408 (59.94p/50p/29.97p/25p/23.98p), 16bit

Autofokus

Der Autofokus in den aktuellen Sony-Systemkameras gehört zu den weitentwickeltsten auf dem Markt. Dazu gehören schnelle Reaktionszeiten – auch bei Low-Light, Gesichtserkennung (für Mensch und Tier ☺️), Tracking von Gesichtern und Objekten.

Perfekt auch für Vloger, die in unterschiedlichsten Drehsituationen auf einen zuverlässigen Autofokus zählen.

Vergleich Sony FX3 & Sony FX30

Die Sony FX30 performt im Autofokus genau gleich gut wie die FX3. Aber wie immer gibt es Situationen, die den Autofokus an den Anschlag bringen: extrem dunkle Situationen oder Objekte mit wenig Kontrast. Es ist einfach wichtig, die Limiten zu kennen.

Ein- und Ausgänge

Der Body verfügt über folgende Anschlüsse

Mit dem Handle hast du 3 weitere Eingänge verfügbar:

Handle

Das Handle auf der FX30 bringt nicht nur mehr Ergonomie, sondern ermöglicht dir auch, 4 Tonquellen aufzunehmen. Damit kannst du ein Richtmikrofon für den Ambi-Ton und 3 weitere Mikrofone zum Beispiel für einen Talk mit 3 Gästen direkt in der FX30 aufzeichnen.

Dieses Feature ist in dem Preisbereich unerreicht und hat mir in der FX3 schon so oft geholfen! Ich würde auf jeden Fall das Set mit dem Handle bestellen!

Sony FX30: Handle mit Audioanschlüssen

Multi Interface Shoe

Via den Multi Interface Shoe, wie Sony den digitalen Anschluss auf der Geräteoberseite nennt, kannst du das Handle anbringen. Oder auch Mikrofone, wie das digitale ECM-B1M. Das finde ich besonders cool, weil es sehr kompakt ist, die Charakteristik ändern (Kugel, Niere) und das Signal zur Kamera digital mit deutlich weniger Rauschen übermitteln kann.

Verschluss

Ok, ich gebe zu, der fehlende variable Verschluss war für mich einer der grössten Nachteile der FX3. In der FX30 ist der variable Verschluss nun drin. Flickernde Bildschirme adios! Und ein Dreifachhoch auf Sony!

Menu

Das Menu ist Sony-typisch angeordnet. Wer sich bereits mit Sony-Kameras etwas auseinandergesetzt hat, wird sich schnell zurechtfinden.

Sony FX30: Menu

Es ist zudem zu 99.9% identisch mit dem Menu der FX3 mit dem Firmware 2.0. Das hat den Vorteil, dass du Cine EI gratis dazubekommst. Mit dieser Funktion kannst du das letzte aus der Kamera herausholen.

Cine EI in der FX30

Monitor

Der Body ist klein, so auch der Monitor. Auf den 3 Zoll (7.5 cm) sind knapp 1.5 Millionen Pixel verbaut. Dies erlaubt zu einem gewissen Mass, den Fokus zu prüfen, sofern man richtig nah dran ist. Bei manueller Fokusarbeit wünschte ich mir allerdings einen Monitor in der Grösse von Blackmagic Kameras. Selbst in den ca. 70% meiner Drehsituationen, in denen ich den Autofokus verwenden, wäre aber ein grösserer Monitor kein Luxus!

Leider bietet die FX30 keine Waveform-Anzeige oder False-Color an. Genauso wie bei der FX3 ist die Belichtung via Zebra und Histogramm nur beschränkt zu beurteilen.

Externes Monitoring

Über den HDMI-Ausgang ist die Ausgabe eines 4K-Video- oder Raw-Signal (4672 x 2628 Pixel) möglich. 

Das Raw-Signal kannst du zum Beispiel mit einem Atomos Ninja V aufnehmen, um die maximal mögliche Qualität aus der FX30 herauskitzeln.

Mit der Monitor+ App kannst du dein Smartphone (iOs oder Android) als Monitor benutzen. Die Features in der App bewegen sich auf Profi-Niveau, leider lässt die Verbindung via WLAN etwas zu Wünschen übrig. Weitere Infos dazu im ausführlichen Blogpost.

Steuerung der Sony FX30 mit der Monitor + App

Wer ein Sony Xperia sein eigen nennt, kann aus der Symbiose von Profikamera und Smartphone aus dem Hause Sony doppelt profitieren: Ein Smartphone als Monitor mit Touch-Fernbedienung und zuverlässiger Verbindung für unterbrechungsfreie Bilder.

Akkulaufzeit

Auch in der FX30 kommt der NPFZ 100 Akku zum Einsatz. In einer alltäglichen Drehsituation kannst du die Kamera gut 90 Minuten mit einem Akku betreiben. Eine durchgehende Aufnahme ist für ganze 2 Stunden möglich. Das ist wirklich ein guter Wert, wenn man die Laufzeiten von Blackmagic- oder Canonkameras vergleicht.

Kühlung / Hitzebeständigkeit

Heisse Sensoren sind eine zusätzliche Quelle für Bildrauschen. Vor allem sind heisse Kameras sehr unpraktisch, wenn sie wegen Überhitzung entweder abstellen oder nicht mehr aufnehmen können. 🔥🧯😳

Die FX30 hat deshalb einen Lüfter verbaut. In meinen Tests hat die FX30 nie eine Aufnahme gestoppt oder sogar abgestellt wegen der Hitze. Das Lüftergeräusch hat mich bisher nie gestört. Wenn du aber absolute Stille brauchst, dann kannst du im Menü einstellen, dass der Lüfter abstellt, sobald die Aufnahme beginnt.

Objektiv-Mount

Wie bei allen Sony-Kameras kommt der E-Mount zum Einsatz. Dieser E-Mount ist schon seit 2010 ein weit verbreiteter und gut akzeptierter Standard. Entsprechend viele Objektive sind auf Markt verfügbar – von Sony wie auch von zahlreichen Drittanbietern (Sigma, Tamron, Rokinon, Viltrox und viele mehr)

Objektiv-Empfehlungen

Die FX30 hat einen kleineren Sensor als z.B. die FX3 oder A7S3. Du kannst die gleichen Objektive verwenden, jedoch solltest du vor allem im Weitwinkelbereich noch ein Objektiv dazu kaufen. Das sind meine Empfehlungen:

ND-Filter

So die FX3, so die FX30: Integrierte ND-Filter suchst du vergeblich. Schade, denn damit wäre es die eierlegende Wollmilchsau. Ich müsste keine Aufsatzlinsen auf meine Objektive kaufen und würde gleichzeitig Zeit auf meinen Drehs sparen.

Anscheinend ist es zur Zeit technisch unmöglich, einen stabilisierten Sensor mit ND-Filter und einem hochwertigen Autofokus zu verbinden. Revolutionen passieren zur Zeit schneller als erwartet. Deshalb sind wir gespannt…

Timecode

Wer wie ich immer wieder Multicam-Drehs hat, ist froh, die Geräte mit Timecode zu synchronisieren. Mit dem VMC-BNCM1 Timecode Adapter Kabel kann der Timecode von einem Tentacle Sync oder Deity auf die FX30 aufgezeichnet werden. Eine detaillierte Anleitung gibt’s hier.

Preis

Die Kamera Sony FX30 kostet 2’300.– ohne und 2’700.– mit Handle und bringt die Kamera in ein Marksegment mit grosser Nachfrage und viel Konkurrenz.

Da gibt es z.B. die Blackmagic Pocket 6K Pro, die Canon R6 oder eine Fuji X-H2S. Mit den umfangreichen Features würde ich zu behaupten wagen, dass die FX30 in dieser Preisklasse die Nase vorn hat. Zumindest im Moment noch.

Wem die FX30 nicht gefällt, dem hilft die FX30 mindestens insofern, dass die anderen Hersteller jetzt im Zugzwang sind. Entweder kommen bald neue Geräte oder Firmware-Updates mit hilfreichen Features heraus oder die Preise der älteren Geräte werden nach unten angepasst.

Sony FX30: Mein Fazit

Die FX30 ist eine umfassend ausgerüstete Kamera, die durch professionelle Features und einen sehr fairen Preis punktet. Sie hat alles von der doppelt so teuren FX3 geerbt, mit Ausnahme des kleineren Sensors, einer nicht ganz so beindruckenden Low-Light-Fähigkeit und dem fehlenden Autofokus-Tracking bei 4K 100fps. Dafür hat sie mehr Pixel, was besonders die Fotografen freuen wird. Und nicht zu vergessen ist der variable Verschluss, der in der FX30 zur Verfügung steht.

Wenn du eine kleine und leichte Kamera suchst, die sich zum Vloggen genauso eignet wie für Corporate Filme und TV-Produktionen, sich auch auf Gimbals wohl fühlt und kein Vermögen kostet, dann würde ich die FX30 ausprobieren.

Und übrigens: Ich wurde nicht bezahlt für diesen Review. Und ich erhielt auch keine Kamera kostenlos. Vielleicht kaufe ich sie mir als Zweitkamera zu meiner FX3. 

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